Der Wallfahrtsort Heiligkreuz
Seit mehr als einem halben Jahrtausend ist Heiligkreuz der geistliche Mittelpunkt des Entlebuchs. Die Besucherinnen und Besucher können dort Kraft und Erholung finden beim Wallfahren, Sport treiben oder einfach beim Geniessen der Natur.
1344 liess sich Johannes von Aarwangen mit einigen Brüdern aus dem Zisterzienserkloster St. Urban im damaligen Hochwaldgebiet von Witebach nieder und erbaute ein Wohn- und Bethaus. Rund 150 Jahre später verliessen sie den in der Zwischenzeit Heiligkreuz genannten Ort so unauffällig, wie sie gekommen waren. 1490 übergab die Luzerner Regierung den Landleuten des Entlebuchs Kapelle, Wald, Land und Gebäude zur Verwaltung und Pflege (heute Pflegschaft Heiligkreuz). Eine wohl von den Zisterziensern zurückgelassene Kreuzpartikel verhalf mit ihrer Anziehungskraft und der damit verbundenen Legende dazu, dass Heiligkreuz zum Wallfahrtsort mit grosser Ausstrahlung wurde. Wichtigste Wallfahrtstage sind Kreuzauffindung, Margarethentag und Kreuzerhöhung, vor allem aber die so genannten Märzenfreitage und der Karfreitag mit Prozession. Von Hasle und Schüpfheim führen Stationenwege nach Heiligkreuz.
Parallel entwickelte sich der religiöse Ort im Verlauf der Zeit zum Treffpunkt der Talschaft Entlebuch, der auch in der Geschichte eine wesentliche Rolle spielte und bis heute viel zur Identifikation der Entlebucher Bevölkerung beiträgt.
Das national geschützte Ortsbild auf 1127 m ü. M. mit Kirche, Hospiz, Bauernhaus, Kurhaus und Mehrzweckgebäude ist lebendiger Treffpunkt für Wallfahrende, Kunstinteressierte, Touristinnen und Touristen.
Die Pflegschaft Heiligkreuz ist eine kirchliche Stiftung im Besitz der katholischen Kirchgemeinden des Entlebuchs. Delegierte nehmen die Aufsichtspflichten wahr und wählen jeweils für vier Jahre ein siebenköpfiges Verwaltungsgremium, welches Heiligkreuz und seine Güter nach traditionellen und wirtschaftlichen Aspekten führt. Die Kirchgemeinden unterstützen die Seelsorgeaufgaben in Heiligkreuz durch einen jährlichen Beitrag.
Durch alle Jahrhunderte ist die Wallfahrtskirche der zentrale Punkt auf Heiligkreuz geblieben. Die heutige Kirche aus dem Jahr 1593 wurde 1753 erweitert und barockisiert. 2004 wurde sie letztmals vollständig restauriert. Die Betreuung der Wallfahrt und die Seelsorge auf Heiligkreuz obliegt seit 1753 dem Kapuzinerorden. Der Kapuzinerpater wohnt im Hospiz neben der Wallfahrtskirche.
Brücken
Vier gedeckte Holzbrücken in Hasle
Etwas Einmaliges sind die vier Holzbrücken in Hasle. Es handelt sich um Querverbindungen über die Kleine Emme und die Entlen. Teilweise sind es erhaltenswerte Bauprojekte alter Handwerkskunst. Die nachfolgenden Beschreibungen geben einen gewissen Überblick.
Die Grabenbrücke – eine der ältesten Holzbrücken im Entlebuch
Die Grabenbrücke ist eine der ältesten noch im Original erhaltenen Holzbrücken im Entlebuch mit einer Walmdachkonstruktion. Das Bauwerk ist ein eindruckvolles Beispiel ländlicher Zimmermannskunst und im Landschaftsbild von Bedeutung. Die Brücke stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Die 1976 restaurierte Brücke ist ein Steg von 17,7 m Spannweite und einer Fahrbahnbreite von 2,04 m. Das Hängewerk trägt an zwei Säulen die Bodenbalken. Über die drei Joche legt sich ein Schindeldach, das beidseitig abgewalmt ist. Alle Verbindungen sind mit Holznägeln gezäpft, einzig die Fahrbahn ist mit Eisenbändern an den Hängesäulen befestigt.
Die Zinggenbrücke
Die Zinggenbrücke, eine alte Holzbrücke im Grenzbereich der Gemeinden Hasle und Schüpfheim, diente ursprünglich dem Verkehr der landwirtschaftlichen Gehöfte von und zur Kantonsstrasse. Schon im Jahr 1640 stellte Landvogt Christof Pfyffer das starke Interesse der Einzelhöfe fest. Die ursprünglich unverteilten Höfe Enetacher, Obrischwand und Tällen waren über Jahrhunderte zu einem wesentlichen Teil an Bau und Unterhalt pflichtig. Unverteilte Gemeindewälder dienten auch dem Erhalt von Brücken und Wuhren. In der Folge übernahm das Säckelamt Flühli-Schüpfheim einen massgebenden Anteil am Unterhalt.
Schon mehrere Jahrzehnte war die Zinggenbrücke in einem schlechten Zustand. Die Abklärungen zeigten, dass die Brücke nicht erhaltenswert war. Studiert wurde in der Folge ein Neubau. Die Varianten in Holz oder Beton wurden einander gegenübergestellt. Im nahen bernischen Emmental wurden neuere Holzbrücken als praktische Beispiele herangezogen. Der Genossenschaftsvorstand konnte die kantonalen Instanzen für eine zweckmässige, gefällige Lösung in Holz überzeugen. Die neue Holzbrücke wurde im Jahr 1986 für rund Fr. 300000.– gebaut und ist ein Beweis dafür, dass unser Rohstoff Holz auch in neuester Zeit im Brückenbau sinnvoll eingesetzt werden kann.
Die Obflüebrücke
Nachdem 1852 mit dem Bau der Strasse von Doppleschwand nach Entlebuch begonnen worden war, erstellten Zimmermeister Kaspar Züsli und Baumeister Jost Weibel 1854 bis 1856 eine Fahrbrücke über die Kleine Emme.
Ein Kostenvoranschlag aus dem Jahr 1846 sah Gesamtkosten von Fr. 5540.– und einen Materialaufwand von 250 Baumstämmen und zirka 40 Fass Kalk vor. Ein vorerst in Stein geplantes Widerlager wurde in Holz ausgeführt, musste aber schon 1866 aufgemauert werden. Die Konstruktion verstärkte man 1931 mit Querbalken unter der Fahrbahn, um die Brücke den Belastungen der neuen Verkehrsverhältnissen anzupassen. Aus der gleichen Zeit dürften auch die auf den Pfetten liegenden Windverbände stammen.
An einem eindrücklichen Ort bei Entlebuch überspannt die Brücke in sieben Jochen das Flussbett der Kleinen Emme. Die Lasten der knapp 30 Meter Spannweite werden über ein mehrstäbiges Hängewerk mit zum Teil doppelt geführten Streben und Spannriegeln ins Widerlager abgeleitet. Paarweise tragen die Hängesäulen den Streckbalken des Hängewerkes und indirekt auch die Bodenkonstruktion. Auf den Ebenen der Pfetten und des Bodens übernehmen Andreaskreuze die Horizontalaussteifung. Um die Tragdistanz zu verkürzen und gleichzeitig das Primärsystem zu entlasten, setzte man wahrscheinlich nach der Erstellung unter der Fahrbahn bugartige Streben ein.
Mit dem Bau der neuen Betonbrücke über die Kleine Emme hat aber das alte Bauwerk an Bedeutung verloren. Nach längeren Verhandlungen hat die Kantonale Denkmalpflege der Versetzung des alten Bauwerkes über die Entlen zugestimmt. Die Brücke wurde von der Firma Walter Küng, Entlebuch, zerlegt, fachmännisch restauriert und hat im Gebiet Farbschachen im Jahr 2004 eine neue Zweckbestimmung erhalten. Sie dient nun als Fussgängerverbindung über die Entlen zur 3fach-Sporthalle und zu den Sportanlagen Farbschachen.
Die Zwischenwassernbrücke
In der Talsohle beim Dorf Entlebuch fliesst die Entlen in die Kleine Emme, «über die das so geheissene Stege eine Art langer, schmaler, zitternder Brückelchen gehen, die im Lande auch sonst sehr gewöhnlich sind», wie Pfarrer Schnider 1782 berichtete. Mit dem Bau der Obflüebrücke über die Kleine Emme 1854 bis 1856 durch die Gemeinde Hasle war das Strassennetz so weit ergänzt, dass nur noch eine befahrbare Brücke über die Entlen als Anschluss nach Entlebuch fehlte. Diese Brücke erstellte Josef Kneubühler 1888, wie die Inschriften der Dachkonstruktion und die Akten belegen.
Das Tragsystem der Zwischenwassernbrücke ist eine Holzfachwerkkonstruktion nach dem aus den USA eingeführten Howeschen-System. Die Träger unterteilen sich in acht volle Joche und je ein halbes Eingangsjoch, welches eine andere statische Funktion zu übernehmen hat. In den Details der Knotenausbildung zeigen die europäischen Exemplare einen interessanten Unterschied im Vergleich zum Orginalsystem. Hölzerne Verbindungsstücke wurden stählernen vorgezogen, was auf die grosse Holzbautradition hier zu Lande zurückzuführen ist. Die Zugkraft der Eisenstangen und der Druck der abwechselnd einzeln oder paarweise angeordneten Diagonalstreben der Wand wird somit über einen Hartholzkeil geleitet. Im Widerspruch dazu stehen die Knoten der horizontalen Verstrebungen auf Pfettenhöhe, welche originalgetreu in Stahl ausgeführt sind.
Die alte Holzbrücke war aber seit längerer Zeit den Verkehrsanforderungen nicht mehr gewachsen. Die Gemeinde Entlebuch erstellte dann im Jahr 1993 parallel zur bestehenden Brücke eine Notbrücke. Die Holzbrücke musste der neuen Betonbrücke im Jahr 2003 definitiv weichen. Sie wurde im Auftrag der Anstössergemeinden von der Holzbaufirma Walter Küng restauriert und dient nun neben der Betonbrücke neu den Fussgängern und den Radfahrern.